430. Montagsdemo vom 08.07.2013
Rede von Ferit Atan
Liebe Montagsdemonstranten, Freunde und Passanten,
Anfang Mai hatten wir die Polizeiübergriffe vom ersten Mai auf dem Taksimplatz in Istanbul thematisiert.
Bis zu dieser Zeit war meistens in den Medien über die sogenannten wirtschaftlichen Erfolge der Türkei zu lesen und hören. Die Brutalität der Polizei hat viele Menschen in der Türkei und im Ausland erschreckt. Ich hatte damals folgendes gesagt:
Der Taksimplatz spielt für die Arbeiter- und Volksbewegung eine wichtige Rolle. Auf dem Platz wurden am 1. Mai 1977 von der Geheimpolizei 37 Arbeiter ermordet und hunderte verletzt. Darüber hinaus hat der Taksimplatz Symbolcharakter für den Kampf und Widerstand der Bevölkerung. Diese Bedeutung soll jetzt zerstört und zu einem Symbol des internationalen Finanzkapitals werden. Dort sollen die Bürogebäuden der Banken und Konzerne entstehen
Am 25. Mai sind wir für 4 Wochen in den Urlaub nach Antalya/Türkei geflogen. Zeitgleich hat türkischer Ministerpräsident Erdogan Baumaschinen zum Gezipark bei Taksimplatz geschickt. Viele Bürger von Istanbul und ein Abgeordneter der Partei BDP, stellten sich in den Weg um die Zerstörung des Parks zu Gunsten eines riesigen Einkaufszentrums zu verhindern.
Der Widerstand wuchs von Tag zu Tag und am 28. Mai wurde mit einem Großeinsatz Jagd gegen die Menschen eröffnet, die dort friedlich demonstrierten.
Viele Menschen in der Türkei waren über diese Staatsgewalt und diese Brutalität empört und gingen Türkeiweit zu Millionen auf die Straßen. Die Regierung reagierte darauf mit brutaler Unterdrückung. Der Widerstand wuchs Tag für Tag in der ganzen Türkei. Die übergroße Mehrheit der Protestierende waren Jugendliche.
Es war klar und auch zu hören, dass es nicht allein um die Bäume geht, die im Park gefällt werden sollen, sondern um Freiheit und Zukunft. Die Unzufriedenheit und Wut hat sich entladen. Die Forderung war klar "Rücktritt der Regierung". Viele trugen das Plakat mit dem folgenden Text "Ein Baum fällt, ein Volk steht auf!"
Was war der Anlass dafür?
Stecken dahinter dunkle ausländische Mächte und Kräfte wie Erdogan erkennen wollte? Nach der Logik Erdogans sind die Menschen in Athen, Kairo, Tunis, Madrid, London, Frankfurt, Brasilien, Mexiko usw. Also alle von ausländischen Kräften ferngesteuert?
Was soll die syrische Bevölkerung dazu sagen, da Erdogan sich dort einmischt, Söldner ausbildet, bewaffnet und in Syrien einschleust um Assad zu stürzen, dessen dickster Freund er war?
Die Kämpfe in der Welt haben einen gemeinsamen Nenner, die Menschen wollen so nicht weiterleben. Sie haben was dagegen, dass die Krisenlasten auf ihren Rücken abgeladen werden, sie wollen nicht in Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut und Massenflucht getrieben werden.
Die Türkei war und ist seit über zehn Jahren ein Ausbeutungsparadies für das internationale Finanzkapital. Die haben ihr überschüssiges Kapital dort eingesetzt mit Traumhaften Gewinnaussichten. Dadurch wurden in den letzten Jahren wirtschaftliche Erfolge erzielt. Das hat aber auch dazu geführt, dass die Zahl der Industriearbeiter sprunghaft gestiegen ist und auch die Kämpfe um bessere Arbeitsbedingungen, Bezahlung und gewerkschaftliche und politische Rechte, was von der Regierung brutal unterdrückt wurde. Das war in den Medien hierzulande nicht zu lesen. Ein wichtiger Kulminationspunkt waren die Kämpfe der Arbeiter bei Bosch und Renault in den letzten 2 Jahren.
Allein im Gesundheitswesen ist die Zahl der Leiharbeitsplätze in letzten 8 Jahren von 70.000 auf über 220.000 gestiegen, auf Kosten der festen Arbeitsplätze.
Jeder fünfte Jugendliche in der Türkei ist arbeitslos. Wenn sie nach der Ausbildung überhaupt einen Job bekommen, dann meistens zu Mindestlohn, also 350 Euro im Monat. Die Miete einer Wohnung kostet ca. 200 Euro ohne Nebenkosten. Oder einen Job als Tagelöhner ohne irgendwelche Versicherung und Absicherung. Ähnliche Erfahrung machen andere Jugendliche in Südeuropa.
Seit Erdogan regiert wurden sämtliche staatliche Betriebe privatisiert um ausländisches Kapital anzulocken. Jetzt werden auch Berge, Wälder, Wasser und Boden verhökert.
Trotz diese Maßnahmen stiegen die Schulden in seiner Regierungszeit von 220 Milliarden Dollar auf 340 Milliarden, davon 122 Milliarden kurzfristige Kredite.
Viele Jugendliche und Frauen mit denen wir gesprochen haben wollen nicht, dass die Natur für Profitinteressen zerstört wird. Sie wollen nicht, dass ihnen eine Regierung vorschreibt wie sie sich anziehen, wie sie ihren Glauben leben, wie und wieviele Kinder sie bekommen. Kurz gesagt sie sagen "wir wollen nicht zurück in Feudalismus, sondern nach vorne gehen eine Lebenswerte Zukunft haben.
In den Medien wird nicht mehr berichtet: Keine Sensationen mehr? Inzwischen ist Gezipark von der Polizei geräumt aber die Proteste gehen weiter. Fast jeden Tag protestieren die Menschen in der ganzen Türkei aber mit neuen Methoden. Die Menschen protestieren auch durch Stehen, Sitzen oder Lesen.
Die Regierung versucht die Menschen zu spalten. So wurde in der kurdischen Stadt Lice auf die protestierenden Menschen geschossen, ein junger Mann wurde getötet und 9 weitere verletzt. Seit der Zeit gibt es in der ganzen Türkei dagegen Proteste.
Liebe Montagsdemonstranten, Freunde und Passanten,
Anfang Mai hatten wir die Polizeiübergriffe vom ersten Mai auf dem Taksimplatz in Istanbul thematisiert.
Bis zu dieser Zeit war meistens in den Medien über die sogenannten wirtschaftlichen Erfolge der Türkei zu lesen und hören. Die Brutalität der Polizei hat viele Menschen in der Türkei und im Ausland erschreckt. Ich hatte damals folgendes gesagt:
Der Taksimplatz spielt für die Arbeiter- und Volksbewegung eine wichtige Rolle. Auf dem Platz wurden am 1. Mai 1977 von der Geheimpolizei 37 Arbeiter ermordet und hunderte verletzt. Darüber hinaus hat der Taksimplatz Symbolcharakter für den Kampf und Widerstand der Bevölkerung. Diese Bedeutung soll jetzt zerstört und zu einem Symbol des internationalen Finanzkapitals werden. Dort sollen die Bürogebäuden der Banken und Konzerne entstehen
Am 25. Mai sind wir für 4 Wochen in den Urlaub nach Antalya/Türkei geflogen. Zeitgleich hat türkischer Ministerpräsident Erdogan Baumaschinen zum Gezipark bei Taksimplatz geschickt. Viele Bürger von Istanbul und ein Abgeordneter der Partei BDP, stellten sich in den Weg um die Zerstörung des Parks zu Gunsten eines riesigen Einkaufszentrums zu verhindern.
Der Widerstand wuchs von Tag zu Tag und am 28. Mai wurde mit einem Großeinsatz Jagd gegen die Menschen eröffnet, die dort friedlich demonstrierten.
Viele Menschen in der Türkei waren über diese Staatsgewalt und diese Brutalität empört und gingen Türkeiweit zu Millionen auf die Straßen. Die Regierung reagierte darauf mit brutaler Unterdrückung. Der Widerstand wuchs Tag für Tag in der ganzen Türkei. Die übergroße Mehrheit der Protestierende waren Jugendliche.
Es war klar und auch zu hören, dass es nicht allein um die Bäume geht, die im Park gefällt werden sollen, sondern um Freiheit und Zukunft. Die Unzufriedenheit und Wut hat sich entladen. Die Forderung war klar "Rücktritt der Regierung". Viele trugen das Plakat mit dem folgenden Text "Ein Baum fällt, ein Volk steht auf!"
Was war der Anlass dafür?
Stecken dahinter dunkle ausländische Mächte und Kräfte wie Erdogan erkennen wollte? Nach der Logik Erdogans sind die Menschen in Athen, Kairo, Tunis, Madrid, London, Frankfurt, Brasilien, Mexiko usw. Also alle von ausländischen Kräften ferngesteuert?
Was soll die syrische Bevölkerung dazu sagen, da Erdogan sich dort einmischt, Söldner ausbildet, bewaffnet und in Syrien einschleust um Assad zu stürzen, dessen dickster Freund er war?
Die Kämpfe in der Welt haben einen gemeinsamen Nenner, die Menschen wollen so nicht weiterleben. Sie haben was dagegen, dass die Krisenlasten auf ihren Rücken abgeladen werden, sie wollen nicht in Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut und Massenflucht getrieben werden.
Die Türkei war und ist seit über zehn Jahren ein Ausbeutungsparadies für das internationale Finanzkapital. Die haben ihr überschüssiges Kapital dort eingesetzt mit Traumhaften Gewinnaussichten. Dadurch wurden in den letzten Jahren wirtschaftliche Erfolge erzielt. Das hat aber auch dazu geführt, dass die Zahl der Industriearbeiter sprunghaft gestiegen ist und auch die Kämpfe um bessere Arbeitsbedingungen, Bezahlung und gewerkschaftliche und politische Rechte, was von der Regierung brutal unterdrückt wurde. Das war in den Medien hierzulande nicht zu lesen. Ein wichtiger Kulminationspunkt waren die Kämpfe der Arbeiter bei Bosch und Renault in den letzten 2 Jahren.
Allein im Gesundheitswesen ist die Zahl der Leiharbeitsplätze in letzten 8 Jahren von 70.000 auf über 220.000 gestiegen, auf Kosten der festen Arbeitsplätze.
Jeder fünfte Jugendliche in der Türkei ist arbeitslos. Wenn sie nach der Ausbildung überhaupt einen Job bekommen, dann meistens zu Mindestlohn, also 350 Euro im Monat. Die Miete einer Wohnung kostet ca. 200 Euro ohne Nebenkosten. Oder einen Job als Tagelöhner ohne irgendwelche Versicherung und Absicherung. Ähnliche Erfahrung machen andere Jugendliche in Südeuropa.
Seit Erdogan regiert wurden sämtliche staatliche Betriebe privatisiert um ausländisches Kapital anzulocken. Jetzt werden auch Berge, Wälder, Wasser und Boden verhökert.
Trotz diese Maßnahmen stiegen die Schulden in seiner Regierungszeit von 220 Milliarden Dollar auf 340 Milliarden, davon 122 Milliarden kurzfristige Kredite.
Viele Jugendliche und Frauen mit denen wir gesprochen haben wollen nicht, dass die Natur für Profitinteressen zerstört wird. Sie wollen nicht, dass ihnen eine Regierung vorschreibt wie sie sich anziehen, wie sie ihren Glauben leben, wie und wieviele Kinder sie bekommen. Kurz gesagt sie sagen "wir wollen nicht zurück in Feudalismus, sondern nach vorne gehen eine Lebenswerte Zukunft haben.
In den Medien wird nicht mehr berichtet: Keine Sensationen mehr? Inzwischen ist Gezipark von der Polizei geräumt aber die Proteste gehen weiter. Fast jeden Tag protestieren die Menschen in der ganzen Türkei aber mit neuen Methoden. Die Menschen protestieren auch durch Stehen, Sitzen oder Lesen.
Die Regierung versucht die Menschen zu spalten. So wurde in der kurdischen Stadt Lice auf die protestierenden Menschen geschossen, ein junger Mann wurde getötet und 9 weitere verletzt. Seit der Zeit gibt es in der ganzen Türkei dagegen Proteste.
10. Jul, 10:55