Freitag, 14. Juli 2006

10. Juli 2006

Buchbesprechung von Reinhart Czisch:

The Impact of Inequality: How to make Sick Societies Healthier (Englischer Buchtitel erschienen 1999)
Die Kultur der Ungleichheit (deutsche Übersetzung in einem zusammenfassenden Beitrag in der wissenschaftlichen Zeitschrift: Sozialmagazin 2003)

Ausmaß der Einkommensgleichheit und Mortalitätsrate stehen in engem Zusammenhang

Tatsächlich sind es nicht die reichsten der entwickelten Länder sondern die egalitärsten, in denen die Gesundheit am besten ist.

Das Buch ist ein sogenannter Sammler und referiert über 22 wissenschaftliche Untersuchungen, von denen 20(!) diesen Zusammenhang belegen

Es sieht also so aus, dass die stärksten Einflüsse auf die Lebenserwartung und die Gesundheit auf psychosoziale Faktoren zurück zu führen sind

Schon Entlassungsankündigungen verschlechtern nach einer englischen epidemiologischen Untersuchung (Ferrie 1995) den Gesundheitszustand der Betroffenen erheblich

Das Ausmaß der Gestaltungsmöglichkeit am Arbeitsplatz sind ursächlich für die Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen höher und niedriger in der Hierarchie stehenden Mitarbeitern ( Marmot et alii 1997 ). Abgesichert gegen die Einflüsse von unterschiedlicher Ernährung und Umweltbedingungen. Selbstbestimmung und die Möglichkeit sein Leben in gewissem Umfang selbst gestalten zu können sind also für die körperliche und seelische Gesundheit von ausschlaggebender Bedeutung

Niedriger sozialer Status führt zu chronischen Angstgefühlen und damit zu einem Anstieg von Stresshormonen und Cortisol und damit zu mehr Arteriosklerose schlechterer Immunitätslage und damit auch zu beschleunigtem Altern und früherem Tod (Sapolskky 1994)

Der wichtigste Grund dafür ist, dass Gesellschaften mit einem geringeren Maß an Einkommensunterschieden über eine bessere Qualität sozialer Beziehungen verfügen (Wilkinson 1996). Solche Gesellschaften, die ungewöhnlich egalitär und ungewöhnlich gesund sind, weisen auch einen ungewöhnlichen Grad von Zusammenhalt auf. (ebenda)



Auch die Mordrate steigt mit zunehmender Ungleichheit! Stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhalt senkt sie. "Wenn Demütigung wächst, wächst auch Wut und Feinseligkeit proportional, um vor dem Verlust der Selbstachtung zu schützen" ( Scheff 1988) Auch rassische Diskriminierung nimmt zu mit dem Maß der Einkommens Ungleichheit, wie in den USA nachgewiesen werden konnte. (Kennedy et alii 1997)

Die frühkindliche emotionale Entwicklung hat einen erheblichen Einfluss auf die spätere Gesundheit im Erwachsenenalter. Negative Erfahrungen in der Kindheit führen zu Unsicherheit, Angst vor Versagen und dem Gefühl der Minderwertigkeit und werfen so einen erheblichen Schatten auf die Gesundheit im späteren Leben. Sprich verunsicherte gekränkte Erwachsene haben häufig Kinder, denen es ebenso geht mit den zuvor schon genannten Folgen für deren Gesundheit und Lebenserwartung. (Erinnerung an Anstieg der Kinderarmut in Deutschland seit Einführung von Hartz IV auf das Doppelte!)

Eine besondere Rolle kommt dabei der Scham zu, die insbesondere Kinder empfinden, die mit ihren Altersgenossen nicht mithalten können. (Aber auch Erwachsene stehen unter stärkstem Einfluss ihres tatsächlichen oder vermeintlichen Ansehens. Weshalb glaubt ihr, sind wir hier so wenige?) Und Hartz IV tut alles, um die Betroffenen in Situationen zu bringen, die sie als entwürdigend und damit als Scham erzeugend erleben müssen.

Es geht tatsächlich nicht um die Höhe des Einkommens, sondern um die Einkommensunterschiede: In Harlem, New York im schwarzen Armenviertel leben Menschen weniger lang als in Bangladesh (Bereinigte Zahlen nach Abzug der Einflüsse von Drogen und Straßengewalt).

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