Dienstag, 19. August 2014

Zehn Berichte wie ich in Hartz IV kam.

Mein Name ist Nikolaus M…….

Ich habe Journalistik studiert und bin alleiner-ziehender Vater zweier Kinder. Ich bekomme als Vater zweier Kinder keine Festanstellung bei einer Zeitung. Auch wird Personal in dieser Branche eher abgebaut als neues eingestellt. Dies wusste ich nicht als ich studierte. Deshalb verdiene ich mein Geld als freier Journalist und als Lohnschreiber. Leider nicht genug und deshalb bin ich ein sogenannter Aufstocker beim Jobcenter. Das heißt, ich darf kein Vermögen haben und muss meine Einkommensverhältnisse bis auf den letzten Pfennig offenlegen damit ich ja keinen Euro zu viel erhalte. Viele Regelungen sind unsinnig und erschweren es Selbständigen auf die eigenen Beine zu kommen. So muss man als Selbständiger immer auf 6 Monate planen. Man kann keine Gewinne für Investitionen zurückstellen. Nach 6 Monaten startet man wieder bei Null. So bleibt diese Abhängigkeit vom Amt bis meine Kinder aus dem Gröbsten raus sind.
Dafür muss ich mich aber von Spitzenpolitikern immer wieder als Sozialschmarotzer oder Faulenzer beschimpfen lassen.

Ist das Gerecht?

Mein Name ist Nicole A……..

Ich bin 28 Jahre alt und gelernte Krankenschwester
Mit 22 Jahren habe ich geheiratet und wir bekamen unsere zwei Wunschkinder Lukas und Melanie.
Vor zwei Jahren verliebte sich mein Mann neu und verließ uns drei. Er ist selbständig und verdient, seit Er weg von uns ist, nicht mehr genug um seinen Kindern und der Mutter seiner Kinder Unterhalt zu bezahlen. Im Krankenhaus wird voller Einsatz verlangt. Wer da Kinder hat, hat keine Chance. Bezahlbare Krippenplätze für meine Beiden habe ich auch nicht gefunden. Deshalb bin ich seit der Trennung arbeitslos und beim Jobcenter gelandet. Jetzt lebe ich mit meinen Kindern am Existenzminimum. Obwohl mein Ex-Mann der Sozialschmarotzer ist, weil ja er keinen Unterhalt bezahlt, werde ich von allen Politikern aus CDU, CSU, FDP und SPD als Faulenzer und Sozialschmarotzer beschimpft.

Meine Kinder werden einmal die Rente dieser Menschen bezahlen. Ist das Gerecht jetzt so beschimpft zu werden?

Mein Name ist Martin S……

Ich bin gelernter Bankkaufmann und 56 Jahre alt.
In meinem Leben habe ich ca. 360.000,--€ Einkommens- und Umsatzsteuer an diesen Staat bezahlt. Vor 22 Jahren machte ich mich als Versicherungsmakler selbständig, weil ich nicht wie ein Drücker bei einer Bank arbeiten wollte. Als Versicherungsmakler kann ich selber entscheiden welche Produkte gut für meine Kunden sind und muss nicht unter Druck jeden Schitt verkaufen.
Vor drei Jahren kündigte ich meinen Vertrag mit einem Partner und verlor entgegen der vertragl. Vereinbarung meinen Bestand und meine Provision. Zusätzlich fielen noch mein Hauptmieter und ein anderer Mieter aus. Zu guter letzt forderte das Finanzamt Steuern zurück die ich vor vier Jahren erstattet bekam. Alles zusammen führte zur Zwangsversteigerung meiner Immobilie und mich in die Arme des Jobcenter. Seit dem versuche ich durch meinen Beruf als Versicherungsmakler wieder Fuß zu fassen. Aber dies ist mit ALG II nicht möglich. Deshalb erhalte ich seit drei Jahren ALG II. Dies sind ca. 30.000,--€. Bei meinen bezahlten Steuern würde ich nach 35 Jahren noch mehr an den Staat bezahlt haben als ich erhalten habe. Trotzdem werde ich als Sozialschmarotzer und Faulenzer beschimpft. Ist das Gerecht?

Mein Name ist Katrin B……….

Ich bin 68 Jahre alt und Mutter von 3 erwachsenen Kindern. Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet. Blöderweise nicht durchgehend und in vielen niedriglohn Jobs. Dadurch ist mein Renten-anspruch unter dem Existenzminimum. Ich bin deshalb auf die Grundsicherung angewiesen. Diese entspricht exakt dem Hartz IV Satz. Nach 45 Jahren Berufsleben und 3 großgezogenen Kindern lebe ich nun unterm Existenzminimum. Würde es keine Rentenversicherung geben hätte ich drei Kinder die meinen Lebensabend finanzieren könnten. Diese müssen aber in die Rentenversicherung einzahlen aus der ich so wenig bekomme. Nach den Rentenkürzungen der Sozialdemokraten werde ich da nicht alleine bleiben. Es werden hunderttausende dazukommen.
Die Jahre als die Alten ihre Kinder und Enkel noch unterstützen konnten sind gezählt. Jetzt geht’s anders rum.

Dazu werde ich noch als Sozialschmarotzer abgestempelt.

Ist das Gerecht?

Mein Name ist Jaqueline R……..

Ich bin 12 Jahre alt und gehe in die Hauptschule. Meine Mutter hat keine Arbeit und deshalb Hartzen wir. Es ist nicht cool nie etwas Neues zu bekommen. Sobald wir etwas Geld haben kauft meine Mama sich Wodka davon. Aber in unserer Schule sind fast alle so wie ich Hartzer. Wir sollten Hausaufgaben machen aber wo. Im Wohnzimmer wo der einzige Tisch steht läuft dauernd der Fernseher und ein Haufen Leute feiern und trinken. Im Kinderzimmer gibt’s auch keine Ruhe. Da balgen meine jüngeren Geschwister rum und lassen mich nicht in Ruhe lernen. Deshalb lassen wir das alle mit den Hausaufgaben. Unsere Lehrer beschimpfen uns und man merkt ihnen an, dass wir nicht Ihren Erwartungen von Schülern erfüllen. Ich werde meinen Hauptschulabschluss wie viele anderen in meiner Klasse nicht schaffen. Letztes Jahr wollten sie Hausaufgabebetreuung in der Schule einführen aber es war keine Geld dafür da. Oder ein Schulsozialarbeiter – aber auch zu teuer.
Vielleicht hätte der uns geholfen aber so bleiben wir wahrscheinlich Hartzer.
Was soll’s leckt uns alle am Arsch ihr Wichser. Ich brauch euch alle nicht. – Stinkefinger gezeigt -

Mein Name ist Robert K……

Ich bin 48 Jahre alt und von Beruf Maler. Beim Malen haben wir immer viel Bier getrunken. Meine alten Kollegen haben dies so gemacht und ich dann auch. Irgendwann konnte ich nicht mehr so gut arbeiten weil das Bier immer mehr wurde. Deshalb wurde ich Arbeitslos und landete nach einem Jahr beim Jobcenter. Mein Haus ist futsch, meine Frau ist weg und die Kinder sehe ich alle zwei Wochen.
Als die Leute aus meinem Dorf merkten das ich Hartz IV bekomme, haben die angefangen mich schräg anzuschauen und mich als Faulenzer angemacht. Da habe ich ihnen gesagt, dass ich das absichtlich mache. So zahlt der Staat meine Wohnung und mein Essen und ich verdiene meine Kohle schwarz. Das hat sie so richtig geärgert und ich glaube es hat ihnen auch imponiert wie gerissen ich bin. Das Bier schmeckt immer noch gut und die Story wirkt. Nur das mit der Schwarzarbeit funktioniert nicht so wie ich das erzählt habe. Ich bekomme keine Jobs weil ich meist benebelt vom Bier bin. So ist das nun mal. Wenn‘s nach denen ginge müsste ich verhungern. Nichts mehr bekommen weil ich Sozialschmarotzer bin. -------------

Hilfe ich bin krank – alkoholkrank!

Mein Name ist Armin K.
Ich bin 25 Jahre alt und von Beruf Zimmermann. Vor drei Jahren hatte ich einen schweren Arbeitsunfall. Dabei wurde mein Knie total zertrümmert. Seit dieser Zeit kann ich nicht mehr ohne Prothese laufen. Nach 6 Wochen bekam ich keine Lohnfortzahlung mehr sondern Krankengeld von der Krankenkasse. Nach einem Jahr wurde ich entlassen weil mein Chef sich das einfach nicht leisten konnte meinen Platz frei zu halten. Danach bekam ich auch kein Krankengeld mehr denn ich war ja arbeitslos. Da mein Knie nicht besser wurde bekam ich die Aufforderung in Erwerbslosenrente zu gehen. Wer weiss wie viel Rente man bekommt bei Erwerbslosigkeit? Ca. 25% seines letzen Nettoeinkommens. Und das nur wenn man die letzten fünf Jahre ununterbrochen eingezahlt hat. Also bekomme ich nun von meinen 1.800,--€ die ich Netto als Zimmermann hatte noch 450,-- € Erwerbslosenrente. So landete ich beim Jobcenter. Dort werde ich behandelt wie ein Simulant. Die schicken mich zu Jobs die ich gar nicht kann. Dazu werde ich noch von unseren Politikern aller Farben als Sozialschmarotzer und Faulenzer beschimpft. Ihr könnt mich alle mal am …………….

Ist das Gerecht?

Mein Name ist Karl Heinz B……
Ich bin gelernter Bauzeichner und 54 Jahre alt. Seit meiner Lehre arbeite ich beim gleichen Architekturbetrieb. Wir zeichnen alles von Hand weil mein Chef keine Computer leiden kann. Wie oft habe ich ihm gesagt wir sollten auf CAD umstellen damit wir wettbewerbsfähig bleiben – aber nein er wusste es besser. Von Jahr zu Jahr gingen die Aufträge zurück weil wir einfach zu lange brauchten wenn irgendwelche Änderungen zu zeichnen waren oder mehrere Entwürfe gefragt waren. So geschah es, dass mein Chef den Laden dicht machen musste. Jetzt stand ich da. Bauzeichner ohne CAD-Kenntnisse. Ich habe mich auf alles Beworben egal welche Arbeit. Aber ich war zu alt. Keiner wollte mich. Nach einem Jahr lief mein Arbeitslosengeld aus und ich kam zum Jobcenter. Dort machte ich eine Reihe Weiterbildungskurse aber sie brachten mir keinen Job. Mein Haus ist weg denn mit Hartz IV darf ich so ein großes Haus nicht haben. Meine Frau hält noch zu mir aber ich merke wie sie immer trauriger wird. Wir wollten nicht in Armut alt werden und wir wollten dem Staat nicht auf der Tasche liegen. Jetzt werde ich als Sozialschmarotzer und Faulenzer beschimpft obwohl ich alles lieber täte als Hartz IV zu bekommen.

Ist das Gerecht.

Mein Name ist Maria F……….
Ich bin Lehrerin aber ohne feste Anstellung. Als Lehramtsanwärterin habe ich zwar jedes Jahr eine Anstellung aber wenn die Sommerferien kommen werde ich hier in Baden Württemberg arbeitslos. Und dies bei einer Grün-roten Regierung. Was ist da noch Sozialdemokratisch? Weil der Zeitraum nicht reicht einen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu bekommen lande ich beim Jobcenter. Jedes Jahr für sechs Wochen. Dort wo andere noch Urlaubsgeld bekommen werde ich unter das Existenzminimum gesetzt. Obwohl ich ein Jahr gearbeitet habe und Urlaub auch dringend nötig hätte.
Die Baden Württembergische Landesregierung lässt uns zu Lasten der Sozialkassen in den Sommerferien allein. Das spart dem Kultusministerium Geld. Der Bund und die Kommunen müssen dann halt zahlen.

Ist das Gerecht?

Mein Name ist Inge H…..
Ich bin Mitarbeiterin im Jobcenter und habe mich geweigert wegen jeder Kleinigkeit den enttäuschten Jugendlichen die Leistungen zu kürzen. Ich halte die Hartz Gesetze für verfassungswidrig und ihre Anwendung in den Jobcentern als skandalös. Als meiner Chefin auffiel das ich viel weniger Sanktionen aussprach als meine Kollegen wurde ich vom Dienst freigestellt. Seit dem kämpfe ich gegen diese skandalösen Methoden in den Jobcentern an. Meine Klagen beim Arbeitsgericht laufen noch. Die Bundesanstalt für Arbeitslose behandelt mich wie eine Aussätzige. Sie versucht mich zu diffamieren und hat damit auch Erfolg.
Ich kann nur jedem Raten – hört euch die Geschichten der armen Hartz IV Opfer an. Sie sind keine Erfindungen sondern die Regel. In diesen Jobcentern werden Menschen regelrecht gedemütigt. Diese Menschen dann in Arbeit zu bringen ist aussichtslos.
Das diese Menschen dann noch als Sozialschmarotzer oder Faulenzer beschimpft werden ist die Spitze der Ungerechtigkeit. Nur weil eine Partei ihren bewusst den Sozialstaat abgebaut hat und dies bis heute verheimlichen will sind diese Menschen keine Schmarotzer oder Faulenzer!

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