Sonntag, 23. August 2009

35. Montagsdemo, Rede von Emanuel Peter

Liebe Freundinnen und Freunde der Montags-Demonstration!

Letzte Woche ging es mehrmals um unsere gesunde Ernährung. Ein Erstes: seit Jahrzehnten wissen wir, dass Leberwurst nicht aus Leber hergestellt wird. Jetzt haben wir gelernt, dass Schinken und Käse häufig aus billigen, meist chemischen Ersatzstoffen produziert werden. Ein Zweites: Die EU hat ihre Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, in ihren Grundschulen bis 2013 kostenlos Obst zu verteilen. In Deutschland passiert das in Mannheim, weil dort inzwischen fast 24% aller Kinder, jedes vierte Kind in Armut aufwächst, wie die neueste Caritas-Studie belegt. Von 2,51 Euro Tagessatz kann man einem Grundschulkind kein frisches Obst kaufen und überhaupt keine gesunde Ernährung garantieren. Es kann davon noch nicht einmal das Schulessen bezahlen. Mangelernährung, die erst in ein paar Jahren ihre schlimmsten Folgen zeigt, das ist das Programm von SPD, CDU, FDP und den Grünen, die weiterhin gegen das Grundsatzurteil des Bundessozialgerichts verstoßen und den Kindern einen Hartz IV-Satz verweigern, der sich an ihren Bedürfnissen orientiert. Die Bundesländer haben in der letzten Woche noch eins draufgesetzt: Sie weigern sich zusätzlich, die Kosten für frisches Obst in Grundschulen zu bezahlen. Das ist nicht nur eine Riesensauerei, sondern ein erbärmliches Armutszeugnis dieser Parteien, die alles für den Schutz der Reichen tun.

Liebe Freundinnen und Freunde der Montags-Demonstration!

Nicht nur in Deutschland nehmen Armut und Hunger durch die Wirtschaftskrise zu. Die selbst ernannte Weltregierung, der G8-Gipfel im italienischen Aquila, musste zugeben, dass durch die weltweite Wirtschaftskrise, die von den führenden Industrienationen verursacht wurde, weitere 100 Mio. Menschen an Hunger leiden werden, insgesamt sind das jetzt über eine Milliarde Menschen. Der Finanzkapitalismus enteignet nicht nur Zehntausende Häuslebauer und Sparer von ihrer Altersvorsorge. Er vernichtet auch die Grundbedürfnisse nach Essen, Trinkwasser, Bildung und Gesundheit von einem Sechstel der Weltbevölkerung. Da kommt doch ein Weltkonzern wie Monsanto gerade recht, der mit viel Firmenpropaganda verspricht, den Hunger in der Welt durch genverändertes Saatgut zu beseitigen. Stimmt das?
Seit 2005 ist Monsanto der weltgrößte Saatgutproduzent, mit seinen Patenten auf gentechnisch veränderte Organismen kontrolliert er 100 Mio. Hektar Anbaufläche in allen Kontinenten. Finanziert wird er über die großen Renten- und Hedgefonds und über Banken wie die Deutsche Bank als drittgrößter Aktionär von Monsanto. Seine weltbeherrschende Stellung hat Monsanto nicht über Nacht erreicht, sondern mit Hilfe des US-Militärs. In den 60er Jahren entwickelte Monsanto nämlich zusammen mit dem Pentagon ein Pflanzenvernichtungsmittel zum Einsatz als Chemiewaffe. Unter dem Namen Agent Orange kommt es ab 1959 in Vietnam zum Einsatz zur Entlaubung ganzer Wälder, obwohl Monsanto bereits bekannt ist, dass dieses Dioxin beim Menschen stark krebserregend ist. Das Dioxin hat eine Halbwertszeit von 100 Jahren und lagert sich nicht nur im menschlichen Fettgewebe ab, sondern dehnt sich über Regen- und Grundwasser aus. Deshalb sind selbst 30 Jahre nach dem Ende des Vietnam-Krieges noch 150.000 missgebildete Kinder und 800.000 Erwachsene daran erkrankt.
Beim berüchtigten Dioxin-Unfall des Schweizer Chemie-Konzerns Hoffmann-LaRoche im italienischen Soweso 1976 starben über 3.000 Tiere, unzählige Menschen erkrankten.
1993 setzt Monsanto in den USA ein Rinderwachstumshormon durch. Mit Hilfe dieses ersten transgenen Medikaments kann die Milchproduktion um 15% gesteigert werden – auf Kosten von Euterentzündungen bei den Kühen und Eiter und Antibiotika-Rückständen in der Milch. Eine US-Studie beweist, „dass die Brustkrebsrate bei über 50-jährigen Amerikanerinnen von 1994, dem Jahr der Markteinführung von rBGH, bis 202 um 55,3 Prozent gestiegen ist“ (Robin, 138). Aber Monsanto setzt auf dem US-Markt das Verbot durch, dass gentechnisch veränderte Milch gekennzeichnet werden muss.
Nicht anders verhält es sich bei den neuen Gen-Kulturen von Monsanto unter dem Namen Roundup-Ready, sie sind stark krebserregend und verseuchen das Trinkwasser wie in Frankreich. Rückstände des Herbizids Roundup finden sich in Maiskörnern und Sojabohnen und verursachen Fehl- und Frühgeburten.
Liebe Freundinnen und Freunde der Montags-Demonstration!

Was zeigen diese wenigen Beispiele?
Erstens: Sie bestätigen die Richtigkeit der Behauptung, dass der US-Konzern Monsanto mit seinem Gen-Saatgut nicht nur die Weltproduktion beherrschen will, sondern die Ernährungs- und Gesundheitssicherheit der Weltbevölkerung gefährdet. Zweitens stellt sich die Frage, warum die Bundesregierung mit Merkel und Schavan an der Spitze gentechnisch veränderten Mais, Mon 810, in Deutschland zulassen will. Es kann nicht nur an der Lobby der Deutschen Bank in der Regierung liegen, so glaube ich. Ich meine, nach Jahren der Intensivierung der Produktion durch Arbeitshetze in den Betrieben wollen die Unternehmer jetzt vorrangig die Löhne senken: Das geschieht nicht nur durch die Schaffung eines riesigen Niedriglohnsektors, in dem 79% eine gute Berufsausbildung haben. Agenda 2010 heißt: Arm trotz Arbeit. Es geschieht auch bei unseren Grundbedürfnissen. So rücksichtslos wie beim unkalkulierbaren Atomstrom sollen jetzt Nahrungsmittel, frisches Obst, Milch, Gemüse, Wurst möglichst billig produziert werden. Sind diese Produkte des Alltags teuer, kämpfen die Beschäftigten auch für höhere Löhne. Also müssen diese Grundbedürfnisse möglichst billig und in der Qualität schlecht wie bei Analog-Käse und bei Gel-Schinken hergestellt werden. Die Folgekosten für die Bevölkerung sind den Konzernen unwichtig, Hauptsache die Löhne sind niedrig und die Profite sind hoch. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir für eine qualitativ gute Produktion von Lebensmitteln eintreten, dass die Bauern im Kampf für anständige Milchpreise unterstützt gehören, dass wir für ein Verbot aller gentechnisch veränderten Lebensmittel eintreten. Damit die Beschäftigten dann auch die besseren Lebensmittel bezahlen können, brauchen wir einen Mindestlohn von 10 Euro mindestens, brauchen wir höhere Renten und eine sofortige Erhöhnung der Hartz-IV-Sätze, bis dieses Schandgesetz weg ist.
Dafür lasst uns gemeinsam streiten: gegen Hartz IV, für einen gesetzlichen Mindestlohn und für gesunde Lebensmittel, das ist untrennbar miteinander verbunden!
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit!

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