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Erich Kästner: Weihnachtslied, chemisch gereinigt
(Nach der Melodie: "Morgen, Kinder, wird's was geben!")
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte Euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht soweit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bißchen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen –
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht –
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit ...
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
18. Dez, 21:23
Am 16.12.2006 stiegen 1000 Luftis in den Himmel um ein Signal gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung zu setzen. Der AK Montagsdemo unterstützte die Aktion.
Vorberichterstattung auf tagblatt.de
"Luftballons gegen Armut und Ausgrenzung"
hier
Fotos
hier
17. Dez, 09:06
Gedicht von Gerhard Bialas: FÜR ALLE ZUKUNFT
Unendlichkeit
Offenbart zur Weihnachtszeit
Wenn uns nachts ein Sternenzelt
Die Finsternis der Welt erhellt
Erhoffend alleschönsten Traum
Durch Zeit und Raum
Vom Frieden gegen Kriegslust
Ohne Hunger und Verdruß.
Damit Gerechtigkeit soll werden
Allen Menschen uns'rer Erden
Dass alle uns willkommen sind
Ob schwarz, ob gelb, Greis oder Kind
Von ferne und nebenan
In einer Welt sind Frau und Mann
Leben höchstes Menschenrecht
Ohne Herrsein oder Knecht.
Jahraus, jahrein soll uns beglücken
Zusammenhalten uns entzücken
Miteinander Gutes schaffen
Stratt nur Profit zusammenraffen
Und uns're Umwelöt schön gestalten
Für alle Zukunft und erhalten
Denn möglich ist 'ne and're Welt
Die uns Menschen wohlgefällt.
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Gedicht von Anne Fröhlich
Ein braver Mann, der schwer gerackert,
den Standort Tag und Nacht beackert,
der war nach langen Erdenjahren,
die dem Verdienst gewidmet waren
(und selbst das irdische Gericht
verschließt sich dessen Glanz ja nicht)
wie mancher dieser Art von Frommen
zuletzt ganz oben angekommen.
Er pochte selbstbewußt ans Tor
und sieh, der Teufel trat hervor
und sprach: "Mein lieber Ackermann -
was findest du erstaunlich dran?
Wer bleiben will, geht mit der Zeit -
das gilt auch in der Ewigkeit
und ist kein Grund, daß man so stiert:
wir haben eben fusioniert!"
11. Dez, 23:10
Sankt Martin war ein frommer Mann
(Gedicht von der Montagsdemo am 8.11. in Duisburg)
Sankt Martin war ein frommer Mann
Traf einst einen Bettelmann
Und er dachte: in Not und Leid
Ist es besser, wenn man teilt.
Unsere Regierung, die will das so
und sagt, "sei mal mit der Hälfte froh"!
Sankt Martin zog den Mantel aus,
machte schnell zwei Hälften draus.
Doch was beide nicht bedacht,
es kam ein Frost in tiefer Nacht.
Da waren sie beide verloren
und sind jämmerlich erfroren.
Die Moral von der Geschicht,
kämpfe lieber - bettel nicht!
Morgen Kinder wird's was geben
(Lied zu bekannter Melodie von Eberhard und Frieder)
Morgen Kinder wird's was geben
Werden wir uns gar nicht freun
Und kein Trubel und kaum Leben
Wird in unsrer Bude sein
Hartz IV ist ein traurig Los
Macht uns alle schwach und bloß
Doch bald ihr KInder wird's was geben
bald da werden wir uns freun
Und ein Jubel und viel Leben
Wird in unsrem Hause sein
wenn Hartz IV erst ist geschafft
durch Protest mit aller Kraft
Darum Kinder laßt uns kämpfen
So schnell geben wir nicht auf
Lasst nicht eure Freude dämpfen
Gebt euer Wort darauf:
so lang machen wir Protest
bis auch uns man feiern lässt.
4. Dez, 21:24
Rede von Ulrike und Käthe
Widerspenstig, wagemutig, und visionär für eine Neue Welt Der Frauenpolitische Ratschlag 2006
Unter diesem Motto stand der Frauenpolitischen Ratschlage am 15.Oktober in Düsseldorf
1700 Frauen und Männer kamen drei Tage lang zu dem größten frauenpolitischen und internationalistischen Ereignis in Deutschland
Eröffnet wurde der Ratschlag am Freitag mit einer Reise zu den Frauen der Welt, das bedeutet, dass Frauen aus dem Iran, Korea, aus China und Russland und vielen anderen Ländern ihr Land, die Situation der Frauen, ihre erdrückende Unterdrückung und eben auch ihren Kampf vorstellten. Tief beeindruckt waren wir von den madres Comunidades, die in Kolumbien selbst organisiert für die Waisenkinder sorgen, denen die Gelder gestrichen werden, die bedroht werden und von denen einige ihren selbstlosen Einsatz mit dem Leben bezahlen mussten.
Am Samstag folgte ein intensiver Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Foren zum Beispiel über die gewerkschaftliche Frauenbewegung, die Situation im Gesundheitswesen, Depressionen, die Einleitung von Volksbegehren und die Folgen der Merkel’schen Frauen- und Familienpolitik. Ein wichtiges von über 180 Teilnehmerinnen besuchtes Forum war das über die Perspektive einer von jeder Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Gesellschaft.
Die Beziehung von Arbeiter und Frauenbewegung, als nicht immer ganz einfache Beziehung wurde in einem der Foren diskutiert. Zu Beginn lehnten Vertreter der Arbeiterbewegung wie Lassalle z.B. ab, dass Frauen überhaupt Mitglied in Arbeitervereinen, den ersten Zusammenschlüssen der Arbeiter Mitglied werden dürfen, auch hätten sie in der Industriearbeit nichts zu suchen. Marx und Engels dagegen erkannten die Forderung nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau an, als eine wesentliche Forderung auch der Arbeiterbewegung. Ein Mann der den Workshop mit vorbereitet hat, stellte selbst fest, dass er als Arbeiter in einem Männerbetrieb und Mitglied einer „Männer“gewerkschaft die Bedeutung des Zusammenschlusses von Arbeiter und Frauenbewegung nicht gesehen hat. Damit hatte er die Bedeutung der gesamten Lebenslage der ganzen Familien nicht berücksichtigt.
Tief beeindruckend war das Forum zur Frauenbewegung in islamischen Ländern mit Mina Ahadi. Sie berichtete von den Frauen, die zu Tode verurteilt und gesteinigt werden, ausgeliefert einem Menschenverachtenden und frauenfeindlichem System. Im Iran wurde ein Komitee gegen die Todesstrafe gegründet 2003, im Iran wird dieses Komitee verfolgt Sie arbeiten daher vom Ausland aus. Sie haben schon viele Menschenleben gerettet durch Protestaktionen, Kampagnen weltweit, aber auch durch direkte Unterstützung von Angehörigen von verurteilten. Mit Steinigungen wird in Ländern mit islamischer Rechtssprechung der Scharia vor allem das Delikt Ehebruch verurteilt. In den meisten Fällen sind es Frauen, die verurteilt wurden. Weltweite Solidarität ist hier erforderlich.
Mina Ahari wird von Courage Tübingen um den 8. März herum zu einer Veranstaltung eingeladen.
In Workshops wurden Tabus durchbrochen, z.B. über Erfahrungen beim Stalking aber auch mit Brustkrebs diskutiert.
Viele Jugendlichenbeteiligten sich an diesem überparteilichen, selbstorganisierten und finanziell unabhängigen Frauenevent. Sie organisierten das große Abendbuffet unter dem Motto „Schluss mit Mama mach mal.“
Abschlusserklärung:
U: Das Lied Cambia Todo Cambia ergriff die Anwesenden am meisten. Hierin drückt sich aus was alle empfanden: alles ändert sich. In diesem Sinn ist auch die Abschlusserklärung des Ratschlags geschrieben:
„ Aus der ganzen Welt erhielten wir heiße Wünsche zu diesem Ratschlag, insbesondere von den Frauen, denen Schikanen und Willkür die einreise verweigerten. Und – wir erhielten auch Grüße von 14 Parlamentarienrinnen, Ministerinnen und sogar von der Bundeskanzlerin
Todo Cambia
K: „Heute erscheint es selbstverständlich, von weit entfernten bisher fremden Ländern zu hören über das Arbeitsleben, die Arroganz der Regierung oder den Alltag der Frauen- die notwendigen Kämpfe und wie aus einem Mund zu sagen. Wie bei uns.
Todo Cambia
U: Schon früher waren wir solidarisch mit dem sozialen Projekt, dass eine Hilfsorganisation durchführte, solidarisch, wenn eine Naturkatastrophe oder Hungersnot Hunderttausende heimsuchte
, solidarisch mit dem Kampf eines Volkes um Befreiung. Hoch die internationale Solidarität rufen wir schon seit Jahren bei Feiern und Festen oder auf unseren Demonstrationen. Und doch bekommt dieser Ausruf heute eine neuere tiefere Bedeutung.
Todo Cambia
K: Immer stärker und tiefer erkennen wir das, was 1 000 Kilometer von uns entfernt passiert als unsere ureigenste Sache. Wir hören von den über 1000 AIDS Waisen in einer einzigen Region Südafrikas und wir empfinden so stark für sie, als wären sie unsere Kinder.
U: Wir hören von der Frau auf den Philippinen, deren armselige Behausung demoliert wird, und sind empört, als wäre es unser Haus! Die Würde der palästinensischen Frau ergreift uns, die ihre Kinder zum Stolz auf ihr Land und auf den Kampf um Freiheit erzieht.
K: Wir hören von den Madres Comunidades in Kolumbien, dass ihnen die wenigen Mittel für ihre selbstorganisierte Kinderbetreuung gestrichen werden, und kennen das vom eigenen Leibe.
U: Wir hören von der Ermordung der fünf Textilarbeiterinnen in Bangladesch und von Anna Politkowskaja, der mutigen Journalistin in Russland. Wir waren erschüttert und wütend und beschlossen, von ihrer Zivilcourage und Todesverachtung zu lernen, ihre Träume und Ziele in uns aufzunehmen und dadurch weiterzutragen.
K: Wir hören von dem Streik der General-Motors-Arbeiterinnen und Arbeiter in Portugal oder in den Krankenhäusern und Kliniken anderer europäischer Länder und wissen, dass sind auch unsere Streiks
Todo Cambia
U: Die Arbeiterinnen der Welt in der modernsten Produktion, die Kämpferinnen für den Frieden rund um den Globus, die Hüterinnen der Umwelt in der eigenen Welt – Sie alle werden unsere Verbündeten: unsere Zukunft ist ihre Zukunft – und ihre Zukunft ist unsere Zukunft.
Todo Cambia
K: Da sind die, die sich bisher für schüchtern hielten und nun vor versammelter Mannschaft eindrucksvolle Reden hielten
Todo Cambia
U: Da sind die, die sich als unpolitisch bezeichneten und auf einmal in ihrer Haushaltskasse die Weltwirtschaft entdecken.
Todo Cambia
K: Da sind die, deren Krankheit ihnen selbst den Regenbogen Grau in grau erscheinen lässt – und die unversehens und mit vielen über Persönlichstes sprechen und Trauer und Hoffnung teilen konnten.
Todo Cambia
U: Da sind die, die bisher voller Talent ihr Familienleben managten – und entdeckten: ich kann und will noch viel mehr Verantwortung übernehmen!
Todo Cambia
Visionen werden Wirklichkeit. Nicht zuletzt wenn Frauen vorwärts gehen: Widerspenstig, wagemutig und
visionär – für eine neue Welt
Weltfrauenkonferenz:
Eine neue internationale Verbundenheit prägte diesen Frauenpolitischen Ratschlag besonders durch die internationalen Gäste.
Hier fiel er Vorschlag der Initiatorin des Frauenpolitischen Ratschlages Monika Gärtner Engel auf fruchtbaren Boden.
Sie schlägt vor für das Jahr 2010 eine Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen anzustreben.
1995 hat die letzte Weltfrauenkonferenz in Peking stattgefunden, auf der sich 45 000 Frauen trafen. Dort gab es ein besonderes Forum für die Frauen, die den nicht regierungsgebundenen Parteien oder keinen Parteien angehörten, den Basisfrauen.
Diese Weltfrauenkonferenz war durch die Uno organisiert, die inzwischen andere Aufgaben im Visier hat, sich nicht mehr um die Frauenbewegung kümmert. Daher hatte Monika bereits an die Chavez-Regierung in Venezuela geschrieben, mit der Bitte dieses große Projekt zu unterstützen. Die Gastfrau aus Venezuela sicherte ihre Unterstützung bereits zu.
In der Abschlusserklärung heißt es dazu:
„Wir machen einen Vorschlag an ihn (gemeint ist der Präsident Chavrez), vor allem aber an die Frauen der Welt:
15 Jahre nach Peking 2010 – sollte das nicht unser Jahr sein? Das Jahr der Basisfrauen, das Jahr einer neuen Weltfrauenkonferenz, das Jahr eines neuen Aufbruchs für die weltweite Befreiung der Frauen.
Das ist ein Vorschlag, lasst ihn uns diskutieren. Abwägen. Nüchtern erörtern mit den Frauen der Welt. Wahrhaftig kein Hexenwerk in der heutigen zeit.
Visionen werden Wirklichkeit! Nicht zuletzt, wenn Frauen vorwärts gehen, wagemutig und visionär – für eine neue Welt.“
1. Dez, 00:12
Wilhelm Nestle von attac Tübingen sprach auf der Montagsdemo am 23. Oktober 2006 zum Thema: "Bürgerbahn statt Börsenwahn - Wem nützt die geplante Privatisierung der Bahn, wem wird sie schaden?"
Der Redebeitrag findet sich
hier
Mehr Infos zum Thema unter
www.bahn-fuer-alle.de
20. Nov, 23:04
Der " magersüchtige Staat " , die Agenda 2010 und die beabsichtigte Folge:
Die Lohnspirale nach unten und ihre Auswirkungen in den Kommunen
von Reinhart Czisch
Die Agenda 2010 sollte die wirtschaftliche Lage verbessern, speziell Hartz IV, gegen das wir heute zum 100ten Mal in Tübingen demonstrieren, die Arbeitslosigkeit halbieren. Die Montagsdemonstranten haben schon vor Verabschiedung dieser Gesetze davor gewarnt, dass diese Effekte nicht eintreten werden, sondern im Gegenteil neben der sozialen Unzumutbarkeit politischer und binnenwirtschaftlicher Schaden zu erwarten sei. Wir haben Recht behalten und sagen weiterhin voraus: das derzeit mit Jubel begrüßte Wirtschafts-Wachstum wird sich schon im nächsten Jahr als Strohfeuer erweisen ganz abgesehen davon, dass es wieder keinerlei positive Auswirkung auf die Arbeitslosigkeit und die Situation nicht nur des kleinen Mittelstandes und der finanziell noch schwächeren Schichten der deutschen Bevölkerung haben wird, im Gegenteil!
0.)Die Grafik zeigt einige entscheidende bisherige Folgen dieser blödsinnigen und rücksichtslosen Politik, die der Erpressbarkeit, Dummheit und dem Kadergehorsam nahezu unserer gesamten politischen Akteure zu danken ist. Unser Volkseinkommen z. B. ist in 2005 um 26 Mrd. € gestiegen. Das Einkommen der abhängig Beschäftigten aber ist um 5,6 Mrd. gesunken. Das gesamte Wachstum ging also in die Taschen der Vermögenden und derer, die aus ihren Unternehmungen Gewinne erzielt haben .Die Gewinne also, wir wissen es, sind geradezu explodiert. Nun sagen die Politiker uns, das ginge nicht anders. Die Globalisierung erzwinge dies. Im Vergleich aber mit fast allen anderen Europäischen Industrieländern sowie den USA(!) ist Deutschland das einzige Land, dessen Reallohnentwicklung seit 1995 bis 2004 negativ ist (-0,9% gegen +19,6% USA ). Das arme 'Opfer' Deutschland ist in Wahrheit der Täter, der angeblich Gejagte erweist sich als der Jäger. Zu dieser Politik soll es keine Alternative geben? Nichts als unverschämte Lügen!!!
Aber nicht nur die abhängig Beschäftigten sondern auch die Arbeitslosen haben immer weniger Geld zum Ausgeben: Es gab für sie keinen Inflationsausgleich und die Zahl derjenigen, die ALG 2 beziehen mit ihrem Minimaleinkommen, das ihnen so gut wie keinen nennenswerten Konsum mehr erlaubt, ist im letzten Jahr gegenüber der Zahl der ALG 1 Bezieher mit ihrem noch halbwegs auskömmlichen Einkommen deutlich angestiegen.
1.) Diese beiden negativen Einkommens-Entwicklungen zusammen bewirken einen
erheblichen Kaufkraftverlust insbesondere im Konsumgüterbereich. Die reicher gewordenen können ( und wollen ) das nicht ausgleichen. Sie sammeln Kapital an und investieren es in Aktien oder andere Anlagemöglichkeiten, die Gewinne versprechen. So leiden darunter vor allem mittelständische Handels -und Handwerksbetriebe und die Binnenwirtschaft insgesamt. Oh Jammer, die Binnen – Konjunktur will nicht anspringen! Man vergießt Krokodilstränen!
2.)Natürlich ist die Folge davon ein weiteres Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Wer stellt
denn ein, wenn die Geschäfte nicht laufen? Die Mehrzahl der Arbeitsplätze stellen doch immer noch gerade die auf die Binnenkonjunktur angewiesenen Unternehmen.
Und die gut verdienenden Großunternehmen und Banken? Die transferieren, wir wissen es, das Geld auf überwiegend ins Ausland und entlassen hierzulande munter weiter Arbeitskräfte trotz sinkender Reallöhne und trotz der Steuersenkungen! Sie verdienen doch umso mehr, je weniger Mitarbeiter die Arbeit tun. Darum steigen ihre Aktien, wenn sie Leute entlassen. Und die entsprechenden Arbeitsverlagerungen ins Ausland werden auch noch steuerlich unterstützt! Absolute Frechheit oder Idiotie!
3.)Die Höhe der Renten wiederum ist geknüpft an die durchschnittliche Entwicklung der realen Gehälter und Löhne. Sinken diese ( siehe 0 ) so sinken auch jene. Ein Inflationsausgleich ist da nicht vorgesehen.! Auch die Kaufkraft unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger sinkt daher unausweichlich. Sie können ja bei der bestehenden Lage am Arbeitsmarkt, selbst wenn sie rüstig sind, kaum dazu verdienen und daher selbst nichts mehr tun, um den Inflationsverlust bei stagnierenden oder rückläufigen Altersbezügen auszugleichen.
4.)Erschwerend hinzu kommen aber steigende Gebühren im Gesundheitsbereich und anderswo. Man muss ja, so predigen unsere genialen Politiker, die sogenannten Lohnnebenkosten senken und der Staat muss sparen! ( Zentraler neoliberaler Glaubenssatz! ) Ein weiteres Absinken der Kaufkraft ist demnach unvermeidlich. Das Geld, das man bei Arzneimitteln beispielsweise zuzahlt und in der ärztlichen Praxis als Quartalsgebühr entrichtet, kann man nicht ein zweites Mal ausgeben! Der Staat überweist aber für Hartz IV Empfänger an die Kassen nur einen Bruchteil der Beträge, die aus Löhnen und Gehältern an die Krankenkassen überwiesen werden. So können trotz Eigenanteil, den die Krankenversicherten pro Quartal direkt an Arzt und Apotheken zu entrichten haben, die Krankheitskosten und damit die Lohnnebenkosten insgesamt doch nicht gesenkt werden, weil die Kassen mit zunehmender Zahl der ALG 2 Bezieher immer weniger Geld zugewiesen bekommen. Schwachsinn in Potenz! Teurer Sparwahn ohne Sinn und Verstand!
5.)Das Schlimmste ist aber wohl die durch die Agenda und insbesondere durch Hartz IV auf nahezu das Doppelte angestiegene Kinderarmut: Von 1.3 Mio. auf 2,5 Mio.!. Die Kinder werden ausgegrenzt ( keine Beteiligung an den Unternehmungen der Altersgenossen sei es an Klassenausflügen, Kinobesuchen, Musikereignissen CD – Erwerb, keine zusätzliche Unterstützung bei Schulproblemen und, und, und. ) Erlebte, das heißt selbst erlittene Ungleichheit aber, das ist wissenschaftlich unzweifelhaft belegt, macht psychisch krank, verringert Selbstvertrauen und Motivation zum Lernen. Es schadet also unser aller Zukunft, wenn ein so großer Anteil unseres Nachwuchses in seiner Entfaltung gehemmt und in seiner Entwicklung geschädigt wird. Pisa lässt grüßen! Und da reden diese Heuchler, die das alles verursacht haben, ständig davon, dass Investitionen in Bildung und Ausbildung unserer Jugend eine ihrer vornehmlichsten Aufgaben sei.
Entgegen dem Eid, den sie geschworen haben, ist festzuhalten: Sie haben dem Deutschen Volke bereits jetzt erheblichst geschadet! Stoppt sie endlich!!
18. Aug, 21:11
Buchbesprechung von Reinhart Czisch:
The Impact of Inequality: How to make Sick Societies Healthier (Englischer Buchtitel erschienen 1999)
Die Kultur der Ungleichheit (deutsche Übersetzung in einem zusammenfassenden Beitrag in der wissenschaftlichen Zeitschrift: Sozialmagazin 2003)
Ausmaß der Einkommensgleichheit und Mortalitätsrate stehen in engem Zusammenhang
Tatsächlich sind es nicht die reichsten der entwickelten Länder sondern die egalitärsten, in denen die Gesundheit am besten ist.
Das Buch ist ein sogenannter Sammler und referiert über 22 wissenschaftliche Untersuchungen, von denen 20(!) diesen Zusammenhang belegen
Es sieht also so aus, dass die stärksten Einflüsse auf die Lebenserwartung und die Gesundheit auf psychosoziale Faktoren zurück zu führen sind
Schon Entlassungsankündigungen verschlechtern nach einer englischen epidemiologischen Untersuchung (Ferrie 1995) den Gesundheitszustand der Betroffenen erheblich
Das Ausmaß der Gestaltungsmöglichkeit am Arbeitsplatz sind ursächlich für die Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen höher und niedriger in der Hierarchie stehenden Mitarbeitern ( Marmot et alii 1997 ). Abgesichert gegen die Einflüsse von unterschiedlicher Ernährung und Umweltbedingungen. Selbstbestimmung und die Möglichkeit sein Leben in gewissem Umfang selbst gestalten zu können sind also für die körperliche und seelische Gesundheit von ausschlaggebender Bedeutung
Niedriger sozialer Status führt zu chronischen Angstgefühlen und damit zu einem Anstieg von Stresshormonen und Cortisol und damit zu mehr Arteriosklerose schlechterer Immunitätslage und damit auch zu beschleunigtem Altern und früherem Tod (Sapolskky 1994)
Der wichtigste Grund dafür ist, dass Gesellschaften mit einem geringeren Maß an Einkommensunterschieden über eine bessere Qualität sozialer Beziehungen verfügen (Wilkinson 1996). Solche Gesellschaften, die ungewöhnlich egalitär und ungewöhnlich gesund sind, weisen auch einen ungewöhnlichen Grad von Zusammenhalt auf. (ebenda)
Auch die Mordrate steigt mit zunehmender Ungleichheit! Stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhalt senkt sie. "Wenn Demütigung wächst, wächst auch Wut und Feinseligkeit proportional, um vor dem Verlust der Selbstachtung zu schützen" ( Scheff 1988) Auch rassische Diskriminierung nimmt zu mit dem Maß der Einkommens Ungleichheit, wie in den USA nachgewiesen werden konnte. (Kennedy et alii 1997)
Die frühkindliche emotionale Entwicklung hat einen erheblichen Einfluss auf die spätere Gesundheit im Erwachsenenalter. Negative Erfahrungen in der Kindheit führen zu Unsicherheit, Angst vor Versagen und dem Gefühl der Minderwertigkeit und werfen so einen erheblichen Schatten auf die Gesundheit im späteren Leben. Sprich verunsicherte gekränkte Erwachsene haben häufig Kinder, denen es ebenso geht mit den zuvor schon genannten Folgen für deren Gesundheit und Lebenserwartung. (Erinnerung an Anstieg der Kinderarmut in Deutschland seit Einführung von Hartz IV auf das Doppelte!)
Eine besondere Rolle kommt dabei der Scham zu, die insbesondere Kinder empfinden, die mit ihren Altersgenossen nicht mithalten können. (Aber auch Erwachsene stehen unter stärkstem Einfluss ihres tatsächlichen oder vermeintlichen Ansehens. Weshalb glaubt ihr, sind wir hier so wenige?) Und Hartz IV tut alles, um die Betroffenen in Situationen zu bringen, die sie als entwürdigend und damit als Scham erzeugend erleben müssen.
Es geht tatsächlich nicht um die Höhe des Einkommens, sondern um die Einkommensunterschiede: In Harlem, New York im schwarzen Armenviertel leben Menschen weniger lang als in Bangladesh (Bereinigte Zahlen nach Abzug der Einflüsse von Drogen und Straßengewalt).
14. Jul, 21:15